Island
Die geheimnisvolle Insel
durch die Augen ihrer Einwohner
Vier führende isländische Kreative – zwei Künstlerinnen, eine Drehbuchautorin und ein Koch – verraten uns, wo Sie auf ihrer überirdischen Insel Gastgeber:in sein, Heliski fahren und sich verstecken können.
(Reisen)
Es ist dieser einzigartige, mystische Ort, den selbst Superlative nicht beschreiben können. Um seine Schönheit zu begreifen, muss man sich von der ungeheuren Weite seines Terrains vereinnahmen lassen. Sich von der Realität lösen, und sei es nur für eine Sekunde, um an einen völlig überirdischen Ort zu gelangen: Basaltklippen und grollende Vulkane, kristallklare Gletscher und sprudelnde Geysire, seidig schwarze Sandstrände und schneebedeckte Weiten. Im Winter durchziehen farbenprächtige Schimmer der Aurora Borealis den Himmel.
Der natürlichen Pracht Islands gleicht vielleicht nur das tiefgreifende kreative Schaffen derjenigen, die in seinen Landschaften leben und arbeiten. Auf der Suche nach den Aussichten, Ansichten und Erlebnissen, die hinter ihrer Kunst stehen, wendet sich Maison Ë an vier isländische Kreative, die in ihren jeweiligen Bereichen führend sind und großzügig ihr Regionalwissen der Destinationen mit uns teilen, die Natur und Kultur im Land aus Feuer und Eis verbinden.
Elín
Hansdóttir
(Hotel)
Im Winter kann die Ankunft im Highland Base in Kerlingarfjöll, einem Vier-Sterne-Abenteuerhotel im abgeschiedenen zentralen Hochland Islands, eine zweistündige Fahrt durch frischen Schnee in einem umgebauten Super-Jeep vom Skjól Basecamp bedeuten, das wiederum eine 90-minütige Fahrt von Reykjavík entfernt liegt. Bei der Ankunft herrscht ehrfurchtsvolle Stille angesichts der wilden Schönheit der schroffen Naturkulisse. Die Base wurde vom Team des Blue Lagoon Resort konzipiert und besteht aus privaten Lodges und Hotelsuiten, die aufgrund durchdachten Komforts zu Zufluchtsorten werden inmitten der sie einrahmenden, rauen Schönheit. „Das Hochland ist meine Lieblingsgegend in Island, weil die intensive Landschaft mir hilft, eine Gesamtidee zu visualisieren, anstatt mich auf viele kleine Details zu konzentrieren”, sagt Elín und beschreibt das energieautarke Abenteuerrefugium als „spektakulär für diejenigen, die raue Naturschönheit und Abgeschiedenheit genießen.”
(Dining)
Eine kleine Insel in einem abgelegenen Archipel vor der Südküste Islands bietet die Kulisse für ein bemerkenswertes kulinarisches Reiseziel. Geführt vom isländischen Koch, Gastronom und Mitglied der Slow Food Chef’s Alliance Gísli Matthías Auðunsson, ist der Familienbetrieb Slippurinn, was auf Isländisch „Bootsrampe“ bedeutet – eine Anspielung auf die Geschichte des Ortes als Werft –, „ohne Zweifel eines der interessantesten kulinarischen Erlebnisse, das ich in Island hatte”, bestätigt Elín. „Es konzentriert sich auf kreative Kombinationen regionaler Zutaten, während es Traditionen und vor allem Nachhaltigkeit wertschätzt.” Auðunssons gepriesene geröstete Fischsuppe mit Jakobsmuscheln und Apfel ist zu einer eigenen Tradition geworden.
Künstlerin
Die in Reykjavík geborene Elín Hansdóttir ist eine multidisziplinäre Künstlerin, deren Werk Installationen, Bildhauerei und Fotografie umfasst. Sie befasst sich mit Phänomenologie, räumlicher Leere und konzeptueller Offenheit und betont die relationalen und verkörperten Aspekte der Kunst.
Ihre Installationen wurden an Orten wie dem KW Institute for Contemporary Art, dem Marta Herford, dem Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, dem ZKM Karlsruhe, dem Frieze Projects, der Marrakech Biennale, der Nationalgalerie Islands und dem Kunstmuseum Reykjavík gezeigt. 2016 erhielt sie den Optimism Award for Culture und den Guðmunda S. Kristinsdóttir Art Prize.
„Das Hochland ist meine Lieblingsgegend in Island, weil die intensive Landschaft mir hilft, eine Gesamtidee zu visualisieren, anstatt mich auf viele kleine Details zu konzentrieren.”
(Kulturelle Attraktion)
Die Forest Lagoon mit Blick auf Eyjafjörður, einem der längsten Fjorde Islands, wurde 2022 eröffnet. Von Basalt Architects entworfen, wie auch Highland Base und Blue Lagoon, kombiniert der Zufluchtsort die ganzheitliche Entspannung des Waldbades mit der natürlichen Heilwirkung geothermischen Wassers. Die 37°C und 40°C heißen Außenbecken und die Sauna sind „von Birken und Kiefern umgeben, die die Atmosphäre mit ihrem einzigartigen Duft bereichern“, erzählt Elín. Zwei Pool Bars, ein kaltes Tauchbecken, eine finnische Trockensauna und ein Essbereich am Kamin vervollständigen das geothermische Refugium, das die Künstlerin als „einen wunderbaren Ort beschreibt, um traditionelle heiße Außenbecken sowie elegante Architektur zu erleben, die ihre Umgebung respektiert.“
Karen Björg Eyfjörð
Þorsteinsdóttir
Drehbuchautorin
Die Drehbuchautorin und Gelegenheitsschauspielerin Karen Björg Eyfjörð Þorsteinsdóttir wuchs in Grenivík auf, einer 300-Seelen-Stadt im Norden Islands. Mit 21 Jahren zog sie nach Reykjavík, um an der Universität von Island zu studieren, wo sie ihren Abschluss in Psychologie machte. Nachdem sie mehrere Jahre in einer psychiatrischen Klinik in Reykjavík gearbeitet hatte, beschloss Karen 2021, ein Diplom als Drehbuchautorin in London zu machen. Seither hat sie neun Serien für das isländische Fernsehen geschrieben. Sie lebt mit ihrem Verlobten und ihrem Sohn in Reykjavík und kehrt häufig in den Norden zurück, um ihre Familie zu besuchen.
(Hotel)
Karen, wie immer eine Botschafterin ihres Geburtsortes, öffnet liebenswürdig ihr Adressbuch, um eine Vorschau auf ein zukünftiges Fünf-Sterne-Abenteuerhotel zu geben, das auf der Klippe in Grenivík gebaut wird. Die Höfði Lodge soll Anfang 2025 eröffnet werden und bietet die perfekte Ausgangsbasis für einen unvergleichlichen Zugang zum unberührten Norden Islands durch den ultimativen adrenalingeladenen Abenteuerurlaub. Heliskiing, Schneemobilfahren, Wandern und Mountainbiken gehören zu den angebotenen Aktivitäten. „So etwas wurde in meiner ruhigen und stoischen Heimatstadt noch nie zuvor gebaut“, stellt sie fest.
(Dining)
Gunnar Karl Gíslason, Gründer und Chefkoch des ersten Sternerestaurants des Landes namens DILL in Reykvavík, brachte 2022 seine Kochkunst auf eine höhere Ebene mit North, einem elegant-zurückhaltenden Gourmeterlebnis in der nördlichen Hafenstadt Akureyri. Die Herkunft und Lieferant:innen der hyperregionalen Zutaten sind auf der Speisekarte vermerkt – geräucherter Schellfisch, gefangen von Elvar Reykjalín, mit grünen Tomaten, Sahne und Kräutern, ausgediente Milchkuh aus Holtsel, langsam mit Pilzen und Kohlrabi geschmort – und werden je nach Anlass sorgfältig mit biodynamischen Weinen oder Champagner kombiniert. Karen beschreibt North als „eines der besten Restaurants, in denen ich je war. Der Service und die Atmosphäre sind höchstwertig und die Tatsache, dass es recht klein und abseits der Hauptstraße liegt, gibt ihm den Flair eines echten Geheimtipps“, sagt sie.
(Naturwunder)
Der vulkanische Berg Kaldbakur ist der höchste Berg der Westfjordalpen und überragt Grenivík mit seinem spektakulären, schroffen Gipfel, 1.173 Meter über dem Meeresspiegel. Er gilt auch als eines der Energiezentren Islands – und ob man ihn nun im Sommer bei schönem Wetter besteigt oder im Winter auf einer Skitour erlebt, seine Energie ist ganzjährig spürbar. „Als ich in Grenivík aufwuchs, machte meine Familie im Winter nichts anderes, als auf dem Schneemobil und auf Skiern den Kaldbakur hinunterzufahren. Meine Mutter verzichtete zehn Jahre lang auf eine neue Küche, damit wir den Mietvertrag für das Schneemobil verlängern konnten“, erzählt Karen. „Heute kann man mit einem Schneepflug oder noch besser mit einem Hubschrauber auf den Gipfel gelangen. Nichts kann die Energie beschreiben, die man vom Berg spürt.“
„Nichts kann die Energie beschreiben, die man vom Kaldbakur spürt.“
Gísli Matthías Auðunsson
(Naturwunder)
Gíslis Heimatinseln Vestmannaeyjar, die man vom Festland aus mit einem Privatboot oder einer Elektrofähre erreichen kann, sind für ihre dramatischen Vulkanlandschaften, ihre reiche Seefahrtsgeschichte und ihre prächtige Vogelwelt bekannt. „Das ist der Ort, an dem ich aufgewachsen bin – sehr ruhig und doch atemberaubend schön“, sagt er. Schroffe Klippen, aktive Vulkane und malerische Häfen bergen uralte Geheimnisse, darunter die Überreste altnordischer Siedlungen. Vestmannaeyjar, Heimat der weltgrößten Papageientaucherkolonie und des ersten offenen Naturschutzgebiets für Belugas (Weißwale), legt seinen Status als eines der bestgehüteten Geheimnisse Islands langsam ab. Dass Lokalmedien sie als „Islands Gourmethauptstadt“ bezeichnen, ist durchaus teils Gísli und seinen Restaurants Slippurinn und Næs zuzuschreiben.
(Dining)
DILL, Islands erstes mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant, ist eher eine Institution als ein Geheimtipp, aber Gíslis Empfehlung bestätigt, dass es den Hype wert ist. In seinem Restaurant im ersten Stock in der Innenstadt von Reykjavík serviert das enthusiastische Team ein „unorthodoxes“ Menü, gepaart mit einer „provokativen“ Weinkarte, die von Chefsommelier Gísli Jensson zusammengestellt wurde. Das Menü verwebt Islands landwirtschaftliche Geschichte mit einheimischen Zutaten und traditioneller Lebensmittelzubereitung – was Gísli als „isländische Produkte, die von Chefkoch Gunnar Karl Gíslason sehr gut verarbeitet werden“ beschreibt. Freuen Sie sich auf Gerichte wie Gänsebrust mit Rotkraut, Heidelbeeren und brauner Butter, gefolgt von heugeräuchertem Eis mit Dill, Rentiermoos und Meersalz. Reservieren Sie frühzeitig, kommen Sie hungrig und bereiten Sie sich auf eine Gaumenfreude vor.
Koch, Gastronom und Nahrungsmittelaktivist
Gísli Matthías Auðunsson wurde auf Heimaey geboren und lebt auf der größten und einzigen bewohnten Insel der Vestmannaeyjar, einem Archipel vor Islands Südküste. Er wuchs in einer Familie von Fischer:innen und Köch:innen auf. Nach seinem Umzug nach Reykjavík machte er eine Ausbildung zum Koch und eröffnete 2012 mit seiner Familie Slippurinn auf den Vestmannaeyjar. Gísli sammelte Auslandserfahrung in New York City und Frankreich, bevor er 2015 Matur og Drykkur eröffnete. 2017 war er Mitgründer von Skál!, einer von Michelin ausgezeichneten Markthalle. Zu Gíslis Projekten gehört auch Næs, ein 2022 eröffnetes, legeres Restaurant. gislimatt.is
(Hotel)
Eingebettet in die Hügel eines abgelegenen Tals im Norden Islands, bieten die privaten Villen von Svartaborg einen idealen Ausgangspunkt, um den Zauber Nordostislands zu erkunden. Nach einer zehnminütigen Fahrt erreichen Sie den Wasserfall Goðafoss, nach 20 Minuten preisgekrönte Walbeobachtungsplätze und nach 40 Minuten den malerischen See Mývatn. Vorausgesetzt, Sie können es über sich bringen, Ihre Villa zu verlassen. Jede verfügt über eine voll ausgestattete Küche und einen privaten Whirlpool im Freien, der sich perfekt zum Bestaunen der Nordlichter eignet. Die Villen sind mit bezaubernden Keramiken, Kerzenständern und Körben dekoriert, die von den Eigentümer:innen entworfen oder ausgewählt wurden und als einzigartige Souvenirs an das, was Gísli den „perfekten Kurzurlaub hier in Island“ nennt, gekauft werden können.
„Das Menü im DILL verwebt Islands landwirtschaftliche Geschichte mit einheimischen Zutaten und traditioneller Lebensmittelzubereitung.“
RÚRí
Künstlerin
Rúrí ist eine in Island und den Niederlanden ausgebildete Künstlerin, deren künstlerische Praxis eine breite Palette von Medien umfasst, darunter Performance, Happenings, Skulpturen, Installationen, großformatige Environment-Arbeiten, Fotografie, Video, Film und Dichtkunst.
Ihr Werk konzentriert sich kontinuierlich auf ontologische Untersuchungen darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein und über die komplexen Beziehungen, die Menschen zur Natur haben. Sie vertrat Island 2003 auf der Biennale in Venedig. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Museumssammlungen vertreten, darunter das Reykjavík Art Museum, die Nationalgalerie von Island, das Living Art Museum, das Metropolitan Museum of Art, das Lafuente Archive und das Art Center Hugo Voeten
(Kulturelle Attraktion)
Das 1995 von Níels Hafstein und Magnhildur Sigurðardóttir gegründete Icelandic Folk and Outsider Art Museum beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Art brut. Das Museum liegt nur zehn Autominuten östlich auf der anderen Seite des Fjordes der Stadt Akureyi im Norden Islands und umfasst zehn Galerien in zwei regionalgeschichtsträchtigen Gebäuden. Rúrí, die auf Reisen in den Norden nie eine Gelegenheit für einen Besuch auslässt, bemerkt: „Man könnte sagen, das Markenzeichen des Museums ist, dass es Zutritt zu einer Atmosphäre der Unschuld und Kreativität bietet, in der interessierte und aufgeschlossene Besucher:innen mit echter Gastfreundschaft empfangen werden.“
(Hotel)
Das Vier-Sterne-Boutique-Hotel Holt mit 42 Zimmern bietet nicht nur die Möglichkeit, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennenzulernen – die Zimmer gewähren Ausblicke auf die Kirche Hallgrímskirkja und den Berg Esja –, sondern auch die isländische Kunstgeschichte. Die Räume, Wände und Flure sind mit einem beachtlichen Katalog an Werken ausgestattet, die zur Privatsammlung seiner Gründer:innen gehören, der größten ihrer Art im Land. Jedes Werk verwandelt Übergangsmomente in private Betrachtungserlebnisse. Studieren Sie Porträts von Jóhannes S. Kjarval an der Hotelbar oder widmen Sie sich Szenen des täglichen Lebens im Island des 19. Jahrhunderts anhand von M. August Mayers Lithografien, die die Flure säumen. „Ich ging immer ins Hotel Holt, um meine Künstlerfreund:innen zu treffen“, sagt Rúrí. „Man kann die ruhige Atmosphäre genießen und kreative Gespräche über wichtige Dinge führen, ohne gestört zu werden.“
Garðskagaviti
(Naturwunder)
„Die Natur ist ein Lebewesen, jeder einzelne Ort auf der Erde ist ein Teil von ihr. Wie könnte ich als einfacher Mensch versuchen, auf den einen oder anderen Körperteil zu zeigen und ihn beachtenswerter nennen als alle anderen Teile, die ihre gesamte Existenz ausmachen?“, sinniert Rúrí. Bestimmte Stimmungen und Momente kommen einem aber in den Sinn. „Dem Flüstern eines sanften Windes im Gras zu lauschen, einem tosenden Sturm an einem Felsenstrand oder den bezaubernden, prickelnden Tönen eines kleinen Bachs, der auf wasserrunden Steinen tanzt, sind alles Wunder der Natur“, sagt sie. „An einer Küste weht ein Sturm über den Ozean, der Tropfen mit sich trägt, die mir ins Gesicht hämmern; der Geschmack des Ozeans auf meinen Lippen. Garðskagaviti könnte der Ort sein, oder die Klippen bei Reykjanesviti oder sogar Grótta.“
„An einer Küste weht ein Sturm über den Ozean, der Tropfen mit sich trägt, die mir ins Gesicht hämmern; der Geschmack des Ozeans auf meinen Lippen.“