Von Londons Nachtleben
zu Haute Couture: Die Karriere
des Hutmachers Stephen Jones
Stephen Jones, der legendäre Hutdesigner, bringt derzeit den Zauber und die Kunst des Hutmachens in einer spektakulären Ausstellung nach Paris. „Stephen Jones: Chapeaux d’Artiste“ zeigt rund 400 Exponate, darunter über 170 Hüte, die Ausdruck von Kunst und Persönlichkeit sind. Schnell taucht man ein in die schillernde Welt des 1957 in Nordengland geborenen Künstlers, dessen Kreationen die Köpfe von Royals und Punks gleichermaßen schmückten.
Die Geschichte von Jones’ Karriere beginnt nach Abschluss seines Studiums an der Saint Martin’s School of Art in den frühen 1980er-Jahren in London, einer Ära geprägt von Arbeitslosigkeit und dem rebellischen Geist des Punk und der New Romantics. In dieser Atmosphäre wagte Jones als junger College-Absolvent seine ersten Schritte als Hutdesigner. Schnell wurde Jones zu einer Größe im Londoner Nachtleben, ging im Covent-Garden-Nachtclub The Blitz! ein und aus. Dort traf er auf damals noch wenig bekannte Musiker wie Boy George und Spandau Ballet, die zu seinen ersten Kunden zählten.
Der Sprung ins internationale Rampenlicht gelang Jones jedoch, als Bloomingdale’s, das damals wichtigste Modekaufhaus, auf ihn aufmerksam wurde. Wenig später fand sich Jones, gefördert von der Condé-Nast-Stylistin Anna Harvey, in der British Vogue wieder, die ihn als aufstrebenden Star der Mode feierte und ihm eine Kundin verschaffte, die fortan seine Designs prägte: Prinzessin Diana. Er avancierte zum Darling der Gesellschaft, schuf sowohl kreative Statement-Hüte für Steve Strange (Sänger der 80er-Jahre-Band „Visage“) als auch hochelegante Kreationen für die Prinzessin von Wales. 1984 wurde er auch in den Pariser Modekreisen ein Begriff und zog das Interesse von Designern wie Jean Paul Gaultier und Thierry Mugler auf sich – eine Traumkonstellation, die es ihm ermöglichte, mit den Größten der Branche zusammenzuarbeiten. Vor diesem Hintergrund zelebriert das Palais Galliera besonders die enge Verbindung von Jones mit Paris und beleuchtet seine Zusammenarbeit mit Designern wie Jean Paul Gaultier, Claude Montana, Thierry Mugler, Vivienne Westwood, John Galliano, Comme des Garçons, Alaïa, Schiaparelli, Louis Vuitton und Christian Dior. Seit den späten 1990er-Jahren arbeitet Jones ununterbrochen für Christian Dior, welches das letzte französische Maison ist, das ein eigenes Hutatelier betreibt – eine außergewöhnliche Seltenheit und ein Beweis für die Wertschätzung traditioneller Handwerkskunst. Die Ausstellung ist nicht nur Hommage an Jones’ kreative Leistungen, sondern auch an die historische Bedeutung der Hutmode. Die rund 400 ausgestellten Stücke zeigen seine persönlichen Werke – viele mit sehr persönlichen Inspirationen in Verbundenheit mit klassischen Elementen der Hutmacherei.
Dem Betrachter erschließt sich eine Welt, in der Hüte nicht nur modisches Accessoire, sondern Ausdruck von Kunst und Persönlichkeit sind.
Doch man kann nicht nur Jones’ Werke bewundern, sondern auch sein Atelier, Werkzeuge und einen Kurzfilm, der Einblicke in den Schaffensprozess des Designers gibt. Die Ausstellung verdeutlicht die Brücke, die Jones zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt: Seine Hüte tragen nicht nur die modische Handschrift ihrer Zeit, sondern reflektieren auch seine tiefe Verbundenheit mit der Handwerkskunst und der Tradition des Hutmacherberufs.
Stephen Jones ist längst nicht der einzige zeitgenössische Hutmacher, der mit Geschichtsbewusstsein und Stil arbeitet, doch er ist sicherlich einer der einflussreichsten. In Paris zeigt er eindrucksvoll, wie er seine persönliche Geschichte, die Modegeschichte und seine unerschöpfliche Kreativität vereint. Dem Betrachter erschließt sich eine Welt, in der Hüte nicht nur modisches Accessoire, sondern Ausdruck von Kunst und Persönlichkeit sind.