Cartier im V&A Museum – 
Kreative Meisterschaft
durch die Jahre

Art and Design

Mit über 350 exquisiten Exponaten beleuchtet die Ausstellung im Victoria & Albert Museum in London die kreative Reise des französischen Traditionshauses Cartier von der Jahrhundertwende bis heute. Sie erzählt von der Wandlung vom Pariser Familienbetrieb zum internationalen Synonym für Stil, Raffinesse und zeitlose Eleganz.

Schon vor ihrer Zeit als Fürstin von Monaco war Grace Kelly
eine Bewunderin von Cartier.

(Haute Joaillerie) Gegründet wurde das Haus Cartier im Jahr 1847 von Louis-François Cartier, dessen Gespür für Luxus und Ästhetik schon bald die Aufmerksamkeit der gehobenen Gesellschaft auf sich zog. Als Prinzessin Mathilde, eine Nichte Napoleons, 1856 zur Kundin wurde, war der Grundstein für eine enge Verbindung zur europäischen Elite Europas gelegt. Doch es waren Cartiers Enkel Louis, Pierre und Jacques, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Fundament für die internationale Expansion schufen. Mit Boutiquen in Paris, London und New York formten sie Cartier zu einer Marke von internationaler Strahlkraft und Noblesse. Durch die beeindruckenden Kundenlisten an König:innen und Aristokrat:innen wurde Cartier als „der Juwelier der Könige und der König der Juweliere“ bekannt. Später erlangte das Unternehmen Kultstatus unter den führenden Kreativen aus der Welt des Films, der Musik und der Mode.

Die Ausstellung im Victoria & Albert Museum umfasst eine Vielzahl von Kostbarkeiten – darunter Juwelen, historische Edelsteine, ikonische Uhren sowie bisher unveröffentlichte Zeichnungen und Entwürfe. Inszeniert wird die Ausstellung in den größten Räumlichkeiten des V&A, der „The Sainsbury Gallery“, gestaltet unter der Aufsicht des britischen Architekten und Designers Asif Khan. Damit folgt die Ausstellung einer Tradition wegweisender Kreativ-Kooperationen, in denen Künstler:innen die Szenografie von Cartier geprägt haben.

Die berühmte Skarabäus Brosche,
Cartier London, 1925

Die Schau der Ikonen

Die beiden Kuratorinnen Helen Molesworth und Rachel Garrahan gliedern die Schau in drei Bereiche: Cartiers Aufstieg zur hochanerkannten Weltmarke, die technische und kreative Innovationskraft des Ateliers und die bewusste Selbstinszenierung, mit der sich das Haus über Jahrzehnte seine Aura des Geheimnisvollen bewahrte. Cartiers kreatives Genie zeigt sich darin, die Geschichte der dekorativen Künste aufzugreifen und sie in begehrenswerte Stücke zu übersetzen– wie etwa beim „Garland Style“, einer femininen und romantischen Ästhetik, die von der französischen Architektur des 18. Jahrhunderts inspiriert war.

Die Ateliers von Cartier wurden zu einem Quell technischer Finessen und Innovationen, in dem die schöpferische Kraft das scheinbar Unmögliche möglich machte – sei es beim Schmuck, bei den Uhren oder anderen besonderen Objekten. Ein beeindruckendes Beispiel für die Fähigkeit Cartiers, ästhetische, naturnahe Entwürfe mit technischem Können zu kombinieren und damit die Persönlichkeit der Trägerin widerzuspiegeln, ist das außergewöhnliche Schlangencollier, das von dem mexikanischen Filmstar María Félix in Auftrag gegeben wurde. Von eben solchem Erfindungsreichtum zeugt auch die Skarabäus-Brosche, deren mit farbenfrohen Edelsteinen besetzte Flügel im Kaliberschliff eine Anspielung auf das Bazuband (ein traditionelles indisches Armband für den Oberarm) darstellen. Als weitere Meisterwerke gelten eine geometrische Brosche aus dem Jahr 1925, die stark vom Art-déco-Stil beeinflusst ist, wie auch zahlreiche Stücke der berühmten „Tutti Frutti“-Kollektion. Dazu gehört ebenfalls das Mountbatten-Bandeau, das 1928 von Cartier London hergestellt und von Lady Mountbatten gekauft wurde.

Auch die Duchess von Windsor und Edward VIII. waren treue Kunden von Cartier.

Auch die Halskette der amerikanischen Erbin Barbara Hutton, die aus einer der kostbarsten Jadeperlensammlungen überhaupt besteht, sowie die Allnatt-Brosche mit einem gelben 101-karätigen Diamanten sind absolut sehenswert.

Meilensteine der modernen Uhrmacherkunst sind ebenso zu bewundern – wie etwa die erste moderne Armbanduhr, die Santos, die 1904 mit ihrer viereckigen Form das typische Uhrenbild so veränderte. Fortan sollten dem alle künftigen Cartier-Uhren folgen. Oder die ikonische Crash (1967), ein Symbol für die künstlerische Freiheit und Unangepasstheit der Swinging Sixties.

Dieses burmesische Jadekollier gehörte der amerikanischen Erbin Barbara Hutton.
Cartier Paris, 1934.
Die ikonische Crash-Uhr, ein Symbol der Swinging Sixties,
Cartier London, 1967.

„Die Ausstellung ist ein Raum,

in dem Kunst und Wissenschaft

sich vereinen, Vergangenheit

lebendig wird und die Zukunft

Gestalt annimmt.“

Panther Armband,
Cartier Paris, 1978

Der Juwelier der Könige

Auch Liebhaber:innen royaler Preziosen kommen auf ihre Kosten: Gezeigt wird unter anderem die Williamson-Diamanten-Brosche, die gerne von König Charles aus der königlichen Sammlung ausgeliehen wird. Sie wurde 1953, im Jahr ihrer Krönung, von Königin Elisabeth II. bei Cartier in Auftrag gegeben und zeigt den seltenen rosa Williamson-Diamanten mit 23,6 Karat, den die Queen 1947 als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte. Ebenso zu bewundern ist eine Rosenbrosche von Prinzessin Margaret, die sich heute im Besitz von Cartier befindet. Und natürlich darf auch Grace Kellys atemberaubender Verlobungsring nicht fehlen, ein 10,48-karätiger Diamant im Stufenschliff, den sie auch in ihrem letzten Film trug, bevor sie Fürstin von Monaco wurde.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist sicherlich die spektakuläre Präsentation an funkelnden Diademen – dem wohl eindrucksvollsten Symbol von Status, Schönheit und handwerklicher Meisterschaft. Besonders faszinierend: die bisher nie ausgestellte Opal-Tiara, die Mary Cavendish, spätere Duchess of Devonshire, 1937 in Auftrag gab. Ebenfalls zu sehen ist die Garland Scroll Tiara, einst gefertigt für die Gräfin von Essex, später von Lady Churchill bei der Krönung getragen.

Tiaras galten schon lange als eindrucksvolles Symbol für Status, Schönheit und Handwerkskunst – sogar bei Männern.
Dieses Collier war eine Sonderanfertigung für den Maharaja von Patiala,
Cartier Paris, 1928.
Eines der Highlights der Ausstellung, die Scroll-Tiara,
in Auftrag gegeben für die Gräfin von Essex.
Cartier Paris, 1902.

Vom 12. April bis zum 16. November 2025 lädt das Victoria & Albert Museum zu einer glanzvollen Retrospektive durch Cartiers funkelnde Geschichte ein. Ein Blick in die Seele eines Hauses, das die Sprache des Schmucks immer wieder neu erfunden hat.

Text
Inka Moll

Fotografie
Nils Herrmann for Cartier Collection

Marian Gérard for Cartier Collection

Vincent Wuveryck for Cartier Collection
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