Emerging Artists
Vier zeitgenössische Künstler, die die Kunst von heute neu gestalten: Alex Macedo kombiniert alte Meistertechniken mit modernen Themen, während Megan Rooney mit ihren abstrakten Arbeiten dynamische Umgebungen einfängt. Noemi Weber verbindet Malerei und Textilkunst, und Melike Kara nutzt Mixed Media, um die kurdische Kultur zu erforschen.
Alex
Macedo
Die Ölmalereien von Alex Macedo sind von altmeisterlicher Virtuosität geprägt und verströmen dabei einen düsteren Glamour. Wie auf einer Bühne führt der in Wien lebende Künstler das Delikate, das Kostbare, das Ritualisierte vor: Ein Falter landet auf einem Martiniglas, feiner Brokatstoff mit Bügelfalte füllt das Bildformat, eine Fendi-Tüte steht vor einem Fußballerporträt.
Eine elektrisierende Lebendigkeit geht hier Hand in Hand mit einer gewissen Morbidität – Lust und Begehren treffen auf Vergänglichkeit. Und doch findet auch Humor seinen Weg in die bedeutungsschweren Bilder, wenn zum Beispiel Gummifrösche um ein edles Kristallglas drapiert sind. Die Szenarien scheinen in ihrem Detailreichtum zum Greifen nahe und mit den dunklen Hintergründen doch wie aus der Zeit gefallen, Vergangenheit und Gegenwart verschränken sich.
Gerade die Malerei ist historisch eng verknüpft mit der Produktion von Bedeutung und Prestige. Indem Macedo Technik und Motive der christlichen Ikonografie und der niederländischen wie flämischen Kunstgeschichte mit der zeitgenössischen Bildkultur von Lifestyle und Social Media verwebt, aktualisiert er das klassische Genre des Stilllebens und stellt Fragen nach Identität und Wert im Hier und Heute.
Noemi
Weber
Noemi Webers Werke sind Bilder, Körper und Fetischobjekte zugleich. Ihre opulente malerische Textur ist komplex, verbindet sie doch abstraktes, gestisches Mark-Making mit Registern figürlicher Darstellung. Dabei wird Malerei in Webers Werken nicht nur als Bild erfahrbar, sondern auch als Textil, das sie färbt und tränkt. Während der Untergrund und damit die materiellen Bedingungen im klassischen Tafelbild hinter dem Dargestellten verschwinden, macht Weber die untrennbare Allianz zwischen (Ab-)bild und Träger selbst zum Thema.
Die in Düsseldorf lebende Künstlerin arbeitet sowohl alleine als auch in disziplinübergreifenden Kollaborationen. Dabei legt sie die Verbindung von gestischer Malerei mit Ornament und Tanz frei und positioniert sich gegen die ideologische Trennung von Folklore und bildender Kunst, individueller und kollektiver Praxis.
Webers Arbeiten spekulieren als kritische materialisierte Denkfiguren über mögliche Neuausrichtungen des hegemonialen westlichen Kunstbegriffs, indem sie Malerei auch als Kulturtechnik verstehen und alternative Kontinuitäten und Narrative vorschlagen. Die Künstlerin macht die Malerei so in ihrem transformativen Potential sichtbar und verhandelt gegenwärtige Möglichkeiten der Malerei, aber auch des Empowerments.
Megan
Rooney
Die in London lebende Künstlerin Megan Rooney ist vor allem bekannt für ihre großformatigen Malereien – lyrische Abstraktionen, die monumental und intim zugleich wirken. Es ist ihre unmittelbare Umgebung, städtische und natürliche Landschaften, die die Künstlerin in ihren abstrakten Werken verarbeitet.
Rooney kreiert ihre Malereien aus mehreren sorgfältig ausgearbeiteten Schichten, die sie teilweise abträgt und wieder übermalt. Mal wirken die malerischen Spuren gehaucht, dann wieder wild und nachdrücklich. Die intensive Farbigkeit aus Acryl, Öl und Pastell ist besonderes Merkmal von Rooneys Arbeiten.
Immer wieder arbeitet die Künstlerin auch ortsspezifisch direkt auf der Wand und reagiert, ohne vorbereitende Skizzen, auf die Architektur des vorgefundenen Raumes. Malerei wird hier zum immersiven Erlebnis, jede Geste ist Zeugnis einer Bewegung. Dabei ist der Körper Dreh- und Angelpunkt von Rooneys Arbeiten. So wundert es nicht, dass ihre Werke teilweise etwas Tänzerisches, Choreografisches an sich haben, arbeitet die Künstlerin doch immer wieder auch mit Performance. Bewusst reiht sich die Künstlerin in die Geschichte der Wandmalerei ein, die als älteste Form des Mark-Makings und Geschichtenerzählens gilt.
Melike
Kara
Melike Kara beschäftigt sich in ihrer medienübergreifenden Praxis mit Fragen nach Heimat und Exil, Tradition und Gemeinschaft, Identität und Migration. Seit 2014 untersucht die in Köln lebende Künstlerin die visuelle Alltagskultur und heterogene Geschichte der kurdischen Diaspora.
Sie nutzt dafür ihr eigenes generationsübergreifendes Fotoarchiv mit Materialien aus unterschiedlichen privaten Quellen, darunter Porträts, Familien- und Landschaftsfotos. Für ihre Installationen bearbeitet die Künstlerin die Bilder unter anderem mit Bleichmitteln, um Leerstellen, Unsichtbarkeit, Fragmentierung und Transformation von kollektivem Erinnern zu visualisieren.
In raumgreifenden Installationen kombiniert sie das fotografische Material häufig mit abstrakten Malereien, die sich mit der Ornamentik von kurdischen Tapisserien beschäftigen und dabei Knüpftechniken, Motive und Muster von traditionellen Weber:innen aufgreifen. Der Knoten wird hier zum abstrakten Register, zum Symbol für kulturelle Techniken sowie zum persönlichen Ausdrucksmittel. So gelingt es der Künstlerin unsichtbaren Stimmen Gehör zu verschaffen und die Vielfalt von Kultur und Geschichte der kurdischen Diaspora zu feiern.