Wiener Festtage —
Von kleinen Boutiquen über kulinarische Highlights bis zu gemütlichen Rückzugsorten
Bei einem Streifzug durch Wien, der Heimatstadt von Autorin Barbara Beltram, zeigt sie uns ihre Stadt, in der alte Handwerkskunst auf moderne Kreativität trifft – von grandiosen Cafés bis zu kleinen Ateliers, von eleganten Hotels über besondere Boutiquen bis hin zu Orten, die zu langen, ungestörten Nachmittagen einladen. Wir entdecken eine Stadt, die zeitlos wirkt und doch lebendig ist.
(Wien) Wien, einst Hauptstadt halb Europas, präsentiert sich noch immer ganz gerne mit imperialer Haltung – und einem wissenden Lächeln. Hier kleiden sich die Menschen für die Oper, Torten haben Stammbäume, und die durchschnittliche Kaffeepause dauert schon mal einen ganzen Nachmittag. Ich liebe es, dass sich Wien so herrlich altmodisch anfühlt – auch wenn ich als Trendredakteurin eigentlich meinen Blick auf die Zukunft richten sollte. Die Grandhotels – sowohl die neuen als auch die alten – sind palastartig, die Cafés dienen gleichzeitig als Debattierclubs, und an einem Dienstagabend gibt es mehr Kultur zu erleben als in den meisten Hauptstädten in einem ganzen Monat. Zwischen den Konzerten, Theatern und Museen ist es fast unmöglich, Wien in 48 Stunden zu erkunden.
In der Winterzeit wirkt die Stadt wie in ein Geschenk verpackt: Christkindlmärkte entstehen, Schaufenster glitzern, die Luft duftet leicht nach gerösteten Maronis und Punsch – und selbst die stoischsten Einheimischen unterhalten sich über Schleifen und Geschenke. Ich liebe es, durch die engen Gassen der Altstadt zu schlendern, wo Handwerker:innen noch immer Leder, Schokolade, Holz und Parfüm verarbeiten – jahrhundertealte Werkstätten stehen Seite an Seite neben jungen Kunsthandwerker:innen, die ihr Handwerk beherrschen. Ich habe Handarbeit schon immer gegenüber großen Marken bevorzugt, und Wien bietet eine Fülle an Tradition und Innovation.
In den meisten Rankings schneidet Wien als die lebenswerteste Stadt der Welt ab, doch hier scheint das niemanden sonderlich zu beeindrucken. Der größte Charme Wiens besteht darin, dass es nicht versucht, charmant zu sein. Unter all dem Marmor und der Gemütlichkeit schlägt ein kosmopolitischer Puls – neugierig, international und mit unaufdringlichem Selbstbewusstsein. Man schmeckt es in den Küchen der Stadt, wo Köch:innen Traditionen neu erfinden, und sieht es in Ateliers und Boutiquen, die vor Kreativität sprühen.
Nein, meine Heimatstadt ist nicht in der Vergangenheit stehen geblieben. Sie genießt einfach nur den köstlichen Kaffee.
Essen und Trinken
Cucina Itameshi
Die Österreicher haben den Verlust Venedigs an das Königreich Italien im Jahr 1866 nie wirklich überwunden. Also bauten sie ihre eigene Version von Gondeln, Palazzi, den ganzen schimmernden Traum. Etwa 130 Jahre später ist der sogenannte „Dogenhof“ – einst ein Hotel, in dem diese Fantasie ausgelebt wurde – alles, was von dem großen venezianischen Vergnügungspark der Stadt im Prater übrig geblieben ist. Heute flackert eine neue Idee innerhalb seiner spätgotischen Mauern. Die Restaurantgruppe „Mochi“ hat das Gebäude in die „Cucina Itameshi“ verwandelt – ihre Interpretation der italienisch-japanischen Küche. Denken Sie bloß an Udon Vongole oder Rindfleisch Carpaccio mit Wasabi oder ‘Nduja trifft Nori über offenem Feuer. Es ist wie ein Fiebertraum – aber ein guter –, besonders wenn man sich dabei wiederfindet, wie man Sake Spritz an diesem besonderen Ort auf Wiens großem Boulevard, der Praterstraße, trinkt.
TIAN
Ich bin keine Vegetarierin, aber dieses Restaurant beweist, dass Grün großartig sein kann. Chef Paul Ivić behandelt jedes Blatt, jede Wurzel und jede Blüte als Teil eines größeren Ganzen. „Jede Zutat trägt die Arbeit und Geduld derjenigen, die sie angebaut haben. Unsere Landwirt:innen suchen nach dem perfekten Boden, warten auf den richtigen Zeitpunkt für die Ernte und kämpfen dafür, vergessene Pflanzenarten am Leben zu erhalten. Meine Aufgabe ist es, dies zu würdigen“, sagt Ivić. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2011 hat das TIAN unzählige Auszeichnungen erhalten – darunter einen Michelin-Stern, einen Green Star für Nachhaltigkeit und vier Toques von Gault & Millau – und zählt zu den visionärsten vegetarischen und veganen Restaurants Europas.
Doubek
Im Doubek fühlt sich das Essen wie eine Rückkehr zum Wesentlichen an – wo sich alles um das Thema Feuer dreht. Chefkoch Stefan Doubek und sein Team kochen ausschließlich über offenem Feuer – ohne Gas, ohne Induktion, ohne Abkürzungen. Das Herzstück des Restaurants ist die Feuerküche mit ihrem 35 Meter langen Kamin, in dem Fisch, Fleisch und Gemüse mit chirurgischer Präzision gegrillt, geräuchert und gebraten werden. Die Atmosphäre ist dunkel, konzentriert und meditativ – alle Augen sind auf die Flammen gerichtet. Mit zwei Michelin-Sternen, vier Gault-&-Millau-Hauben und zwei Messern von The Best Chef Awards hat Doubek die elementare Küche zu einem der faszinierendsten kulinarischen Erlebnisse Wiens gemacht.
Doubek
Mandarin Oriental
Es ist der Neuling in der Nachbarschaft – Wiens neuestes Fünf-Sterne-Hotel wurde Ende Oktober in einem ehemaligen Gerichtsgebäude aus dem Jahr 1903 eröffnet. Nach zwei Jahrzehnten der Inaktivität wurde das Gebäude in ein Luxusresort verwandelt. Der Spa-Bereich und der Pool ziehen bereits aufgrund ihrer Eleganz, welche die Jugendstilfassade ergänzt, die Aufmerksamkeit auf sich. Die Penthouse-Wohnungen über dem Hotel können erworben werden und bieten einen weiten Blick über die Stadt, einschließlich des Stephansdoms.
Rosewood
Dieses Hotel verfügt über eine der bezauberndsten Dachterrassen der Stadt – einen versteckten Garten, von dem aus man beinah mit den Fingerspitzen die Kuppel der Peterskirche berühren kann. Wenn die Weihnachtsbeleuchtung zu funkeln beginnt und die festliche Stimmung ihren Höhepunkt erreicht, bietet diese geheime Oase etwas, das in Wien selten zu finden ist: einen Moment der Stille – am besten genossen mit einem Orangenpunsch und einem Stück Gugelhupf.
Palais Almanac
Wien beherbergt viele Grand Hotels, aber nur wenige fühlen sich so zeitgemäß an wie das Almanac. Es befindet sich in zwei restaurierten Gründerzeit-Palästen aus dem 19. Jahrhundert an der Ringstraße und verbindet historische Architektur mit moderner Sensibilität. Der Fitnessraum bietet eine Vielzahl von Aktivitäten – von Disco-Workouts bis hin zu Gua Sha- und Gesichts-Yoga-Sessions, die allesamt auch für Nicht-Hotelgäste zugänglich sind. Für diejenigen, die eine Auszeit von der imperialen Pracht suchen, bietet dies eine erfrischende Alternative.
Schwab & Patzl
Was ist guter Geschmack? Meiner Meinung nach bieten Michael Schwab und Stefan Patzl eine überzeugende Antwort darauf. Ihre kleine Kunst- und Antiquitätengalerie verdichtet Jahrhunderte der Schönheit in einem einzigen, perfekt komponierten Raum. Jedes Mal, wenn ich an dem Schaufenster vorbeigehe, schlägt mein Herz höher. Schmuck, Porzellan, Glas, Silber und Möbel aus aller Welt werden in Einklang miteinander gebracht – jedes Stück wirkt lebendig, als hätte es die ganze Zeit auf genau dieses Rampenlicht gewartet.
SAGAN Vienna
Wer genug vom „It-Bag”-Zirkus hat und bereit ist, Schönheit zu entdecken, muss nicht extra nach Skandinavien reisen. SAGAN Vienna, gegründet von Tanja Bradaric und Taro Ohmae, fertigt minimalistische Ledertaschen mit Präzision und Stil: alles handgefertigt, alles raffiniert, alles zurückhaltend.
R. Horns Wien
Es gibt nicht viele elegante Möglichkeiten, die Sicherheitskontrollen am Flughafen zu passieren, aber R. Horns Wien schafft es, die Dinge mühelos zu vereinfachen. Seit mehr als 40 Jahren bietet das Unternehmen anspruchsvollen Kund:innen maßgeschneiderte Lederwaren an – darunter die mit Leder verzierte Travel Bag-Kollektion, die sich perfekt für einen Wochenendausflug eignet.
Geschenkidee:
Eau de Parfum "Freudian Wood"
von Wiener Blut.
MÜHLBAUER HUTMANUFAKTUR
Lust auf einen Hut? Die 1903 gegründete und noch immer familiengeführte Hutmanufaktur hat Kopfbedeckungen zu einer zeitgenössischen Mode gemacht, die weltweit Anerkennung findet. Unter Klaus Mühlbauer – der vierten Generation an der Spitze der Maison – trifft Tradition auf zeitgenössisches Design. In ihrer Werkstatt, mitten in Wien, werden Filz, Stroh und Stoff und Strick von Hand verarbeitet – aber stets mit einer besonderen Note. Klassische Formen werden in unerwarteten Proportionen, Texturen oder Materialien neu interpretiert. Wenn Sie die Kreativität überkommt, können Sie auch ein maßgeschneidertes Stück bestellen.
INDIE
1970 beauftragte Pravin Cherkoori den österreichischen Architekten Carl Auböck mit der Gestaltung seines Bekleidungsgeschäfts „India“ – das Ergebnis war eine Boutique mit dunklen Wänden, die die leuchtenden Farben der angebotenen Seidenstoffe besonders gut zur Geltung brachten. Heute haben Sohn Hari und die französische Designerin Praline Le Moult die Boutique als INDIE wiederbelebt: ein Concept Store, der nicht nur ihr eigenes Label führt, sondern auch Samtblazer, handgewebte Teppiche, Baumwollpyjamas, Dekorationsartikel und Schmuck aus aller Welt.
Altmann & Kühne
Ein köstliches Stück Wien: Altmann & Kühne wurde 1928 gegründet und ist nach wie vor berühmt für sein handgemachtes Miniaturkonfekt – einige der kleinsten und exquisitesten Pralinen der Welt. Jede Süßigkeit wird in einer nahe gelegenen Werkstatt sorgfältig von Hand gefertigt, und jede Schachtel hat den Charakter einer Schatzkiste. Die Boutique selbst ist ein architektonisches Juwel, entworfen von Josef Hoffmann, einer Legende der Wiener Werkstätte. Ein Bonus: Diese Pralinen sind das perfekte Mitbringsel einer Reise – sie sind federleicht und jede Schachtel lässt sich wunderbar zum Schmuckkästchen umfunktionieren.
Geschenkidee:
Naschkasterl von Altmann & Kühne,
gefüllt mit süßen Leckereien