Im Gespräch mit
Gigi Ringel
Model Gigi Ringel strahlt eine geerdete Ruhe aus – eine Präsenz, die selbst in Bewegung eine bewusste, gemächliche Anmut ausstrahlt. In den letzten zehn Jahren hat sie sich ein Leben zwischen zwei Welten aufgebaut: dem wechselhaften Tempo der Modewelt und der Stille der Körperarbeit. Im Gespräch mit Maison Ë spricht sie über Körper, Atem und die subtilen Rhythmen, die beide im Gleichgewicht halten.
Gigi Ringel strahlt eine geerdete Gelassenheit aus, die während der Produktion des Winter-Modestrecke von Maison Ë deutlich wird und die aus etwas Tieferem zu kommen scheint als der Modewelt, in der sie sich bewegt. Nach zehn Jahren als Model hat Ringel ein Gleichgewicht gefunden zwischen Bewegung und Stille, zwischen dem flüchtigen Rhythmus des Reisens und der anhaltenden Ruhe von Berührung, Atem und Präsenz.
Ihr zweiter Beruf als Zentai-Shiatsu-Praktikerin und Yogalehrerin begann als eine Möglichkeit, dem ständigen Unterwegssein einen Sinn zu geben. „Wenn man alleine reist, sucht man nach Ankerpunkten“, sagt sie. „Für mich wurden Yogastudios zu einem Anhaltspunkt in jeder Stadt, zu einer Möglichkeit, mich zu Hause zu fühlen.“ Was als körperliche Übung begann, entwickelte sich bald zu einer Philosophie, einer Erforschung der Wechselwirkung zwischen Körper, Geist und Natur.
Ein Leben im Rhythmus
Durch Yoga fand Ringel zur Einfachheit – zu einer Möglichkeit, genauer auf die Energie, den Rhythmus und die Intuition ihres Körpers zu hören. Dieselbe Klarheit prägt ihre Arbeit mit Zentai Shiatsu, das seine Wurzeln in der traditionellen chinesischen Medizin, dem japanischen Shiatsu und der Thai-Massage hat. „Es ist Meditation durch Berührung“, sagt sie. „Für die Klient:innen kann es sich anfühlen, als würden sie Yoga machen, ohne sich zu bewegen. Ich arbeite mit den Meridianen, dehne, übe Druck aus und schaffe Beweglichkeit. Der Körper sagt dir, was er braucht, und manchmal spricht er lauter als Worte.“
Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Olivia, einer Akupunkteurin, gründete Ringel in Amsterdam einen Raum, der verschiedene Praktiken unter einem Dach vereint: Shiatsu, Atemarbeit und schließlich Psychologie. Das Ziel ist nicht, zu heilen, sondern Orientierung zu bieten. „Nicht jeder verarbeitet Dinge durch Reden“, erklärt sie. „Manche tun dies durch den Körper, andere durch Stille. Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Menschen ihren Weg wählen können und sich dennoch innerhalb derselben Mauern geborgen fühlen.“
Gigi Ringel’s Empfehlungen
Die Freiheit der Wahl
Das Modeln bleibt ihre Haupttätigkeit. Ringel sieht darin ein Gleichgewicht zwischen kreativem Ausdruck und einem soliden Lebensunterhalt. „Ich liebe es“, sagt sie schlicht. „Es gibt ein Missverständnis, dass hier alles nur oberflächlich ist. Wenn man beispielsweise mit einem Team arbeitet, das eine Vision hat – eine Geschichte erzählen möchte, eine Frau, die sie darstellen wollen –, dann kann daraus eine wirklich schöne Zusammenarbeit entstehen. Dann ist man Teil von etwas.“
Gigi Ringel unterscheidet mit einer seltenen Gelassenheit zwischen dem Kommerziellen und dem Kreativen. „Die kommerziellen Aufträge bringen Stabilität, und Stabilität schafft wiederrum Raum für Kreativität. Ich jage nicht, ich lasse zu. Wenn ein Auftrag kommt: wunderbar. Wenn nicht, habe ich diese andere Welt, die mich nährt.“ Mit 28 Jahren reflektiert Ringel über den Wandel, der mit der Zeit einhergeht. „Mit 17 war ich ein Mädchen unter Erwachsenen. Das war aufregend, irgendwie überwältigend. Jetzt arbeite ich mit Menschen in meinem Alter oder Jüngeren zusammen, das fühlt sich leichter an. Es ist spürbar, dass jeder einfach nur sein Bestes geben will. Man lernt, nicht alles so persönlich zu nehmen.“
Ihre Definition von Luxus spiegelt ihre Philosophie der Ausgewogenheit wider. „Wahrer Luxus ist Freiheit – die Freiheit, seinen Tag selbst zu gestalten“, sagt sie. „Auf die Bedürfnisse seines Körpers und Geistes zu hören. Ob das nun das Putzen der Wohnung ist oder stundenlanges Spazierengehen – es ist dieses Urlaubsgefühl, nicht weil man nichts tut, sondern weil man das getan hat, was man wirklich wollte.“