Im Gespräch mit
Ralph Mecke
Ralph Mecke fotografiert nicht einfach nur – er legt das Wesentliche frei. Ruhig, konzentriert und mit stiller Autorität findet er in jedem Bild eine Wahrheit. Hinter seiner Vision steht Kara, seine Frau und kreative Partnerin, deren instinktiver Dialog jedem Bild Tiefe und Intimität verleiht. Einige Tage nach unserem Fotoshooting für Maison Ë hatten wir die Gelegenheit, uns mit Ralph und Kara zu treffen und mit ihnen über ihre Karriere und ihr gemeinsames Leben zu sprechen.
Ich kannte Ralph Mecke bereits aus den Vogues dieser Welt. Als mir unser Creative Producerin erzählte, dass er für eine Zusammenarbeit an unserer Golf-Modestrecke offen sei, konnte ich es kaum glauben. Die Zusammenarbeit mit ihm am Set hat meine Bewunderung nur noch vertieft — ruhig, konzentriert und – für mich – eher wie ein Künstler, der leise den Raum dirigiert, als viele andere Fotografen, die ich kenne.
Es gibt kreative Partnerschaften, die still und unbemerkt, aber umso stärker ein Werk von innen heraus prägen. Für den Fotografen Ralph Mecke ist diese konstante Präsenz seine Frau Kara – Sparringpartnerin, Resonanz und zuverlässiges Auge. Das hatte ich bereits während der Vorbereitungen für unser Fotoshooting gespürt: Immer wenn wir Ideen oder Details besprachen, fiel schnell Karas Name. Einer der ganz besonderen Momente während unseres Interviews war, dass Kara zufällig im Raum war und Ralph sie spontan einlud, sich zu uns zu gesellen.
Karas eigener Weg begann bei Vogue Paris, wo sie sich mit der Bildsprache der Mode und Kultur vertraut machte. In den Jahrzehnten, die sie gemeinsam verbracht haben – 25 Jahre verheiratet, 32 Jahre Seite an Seite –, ist ihr Dialog instinktiv geworden. „Er bespricht seine Ideen mit mir“, erklärt Kara. „Das hat sich über die Jahre entwickelt. Ich kenne seine Arbeit, aber ich habe auch meine eigene Sichtweise.“ Ralph fügt hinzu: „Eine weibliche Perspektive ist völlig anders als eine männliche, und ich habe es immer genossen, mit großartigen Frauen zusammenzuarbeiten.“
Jenseits der Oberfläche
Wenn Kara Ralphs Fotografie mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es „einfühlsam“. Seine Porträts – egal, ob von Menschen, Objekten oder Landschaften – zielen darauf ab, das Wesentliche aufzudecken, anstatt nur an der Oberfläche zu kratzen. „Für mich“, sagt Ralph, „ist alles ein Porträt. Ob ein Ei, ein Stuhl, ein Raum, eine Person oder eine Landschaft – es geht immer darum, das Wahrhaftigste daran zu finden.“
Dieser Ansatz erfordert Zeit und Hingabe. Für sein aktuelles Landschaftsprojekt verbringt Ralph Stunden an einem Ort, bevor er entscheidet, ob er seinen Charakter vollständig eingefangen hat.
Eine Karriere in Bewegung
Ralphs Karriere begann in Deutschland als Schwarz-Weiß-Porträtfotograf. Ein zufälliges Treffen führte zu einem 34-seitigen Auftrag für Elle während der Olympischen Winterspiele – mit einer unerwarteten Wendung: Alle Motive sollten nackt fotografiert werden. „Das würde heute niemals funktionieren“, sagt er lachend. Diese frühen Aufträge ebneten ihm den Weg zur französischen Vogue, zu einer langjährigen Zusammenarbeit mit L’Oréal und schließlich zu einer natürlichen Entwicklung hin zur Mode- und Beautyfotografie.
Die Umzüge des Paares – von ihrer ersten Begegnung in Hamburg über Paris bis nach New York – prägten Ralphs Karriere ebenso sehr wie seine Aufträge. Paris lockerte seine anfängliche deutsche Strenge (so Ralph selbst), New York brachte ein breiteres Netzwerk und neue Möglichkeiten. „Ich bin flexibler geworden“, so Ralph.„In Paris kamen sie mit fertigen Layouts, und man konnte verhandeln. Heute kommen sie mit KI-Entwürfen und wollen, dass man sie kopiert“, fügt Kara hinzu.
Freiheit und Vertrauen
Für Ralph ist die menschliche Dynamik am Set genauso wichtig wie das Licht. „Ohne Vertrauen kann ich nicht arbeiten“, sagt er. „Wenn alle offen sind, kann man überall gute Fotos machen – sogar in einem kalten Studio. Die Bilder sind nur so gut wie das schwächste Glied im Team.“ Mit der Zeit ist er wählerischer geworden und wählt nur Projekte aus, die seinen Werten entsprechen. „Luxus“, sagt er, „ist Freiheit. Und Gesundheit.“
Diese Freiheit wird durch seine persönliche Arbeit genährt – Wochenenden, die er mit einem befreundeten Friseur im Studio verbringt, um ausschließlich Haare zu fotografieren, nachmittags Blumensträuße zu arrangieren, die er dann verschenkt, oder Kunstprojekte zu entwickeln, die nichts mit kommerzieller Fotografie zu tun haben. „Wir sind nie reich geworden“, sagt Ralph, „aber wir waren immer glücklich.“ Er lächelt Kara an, während eines ihrer erwachsenen Kinder im Hintergrund im Sonnenlicht ein Nickerchen macht. Kara sieht den Zusammenhang klar: „Ralphs kreative Freiheit ist es, die ihn gesund hält. Er ist zu kreativ, um sich in etwas zu zwängen, das er nicht tun will. Das ist für niemanden gesund.“
Der stille Pakt
Selbst in einem nur einstündigen Gespräch wird die Philosophie des Paares deutlich, die sie über Kontinente hinweg, durch wechselnde Branchen, die Erziehung ihrer Kinder und kreative Herausforderungen begleitet hat. Es ist eine Lebensweise, die noch immer jedes Bild prägt, das Ralph macht: authentisch, durchdacht und ganz und gar sein eigenes.