100 Jahre J. & L. Lobmeyr
zwischen Art-Déco-Erbe und zeitlose Innovation

Art and Design

Fast genau 100 Jahre ist es her, dass die österreichischen Glas- und Kristallspezialisten J. & L. Lobmeyr auf der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris die Aufmerksamkeit der kreativen Welt auf sich zogen. Diese bahnbrechende internationale Messe, die 1925 stattfand, ist bis heute dafür bekannt, dass sie die weltweite Bedeutung der Art-Déco-Bewegung begründete – und zugleich die Karriere von Designer:innen wie Gio Ponti und Eileen Gray beflügelte.

In Österreichs ehrgeizigem Pavillon, der von dem wegweisenden Architekten Josef Hoffmann entworfen wurde, präsentierten J. & L. Lobmeyr eine „Wunderkammer“ mit bemerkenswerten Stücken, die noch heute in der Sammlung der Traditionsmarke zu finden sind. Zu den Highlights gehören Oswald Haerdtls sanft gerundete, mundgeblasene Bonbongläser und das Trinkgeschirr Nr. 240, bekannt als „The Ambassador“. Mit seinen klaren Linien und geometrischen Formen verkörpert das Set die Sensibilität des Art Déco und zeigt gleichzeitig Lobmeyrs Kompetenz in der Glasherstellung, die auch heute noch das Markenzeichen des Unternehmens ist.

Josef Lobmeyr sen.

 „Selbst die schärfsten Kritiker hatten an diesen Stücken nichts auszusetzen“, erklärt Leonid Rath, Miteigentümer der Wiener Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr. Im Jahr 2025 plant er Markenveranstaltungen und neue Designs, um die bleibende Bedeutung dieser Stücke hervorzuheben und zugleich das hundertjährige Jubiläum der Pariser Veranstaltung zu feiern. „Nach dem Krieg hatten die Menschen die Negativität satt; die Tatsache, dass diese Werke dekorativ, fröhlich und schön waren, fand großen Anklang.“ Das Familienunternehmen, das 1823 von Raths Ururgroßvater Josef und dessen Sohn Ludwig Lobmeyr gegründet wurde, fertigt neben der umfangreichen Haushaltswarenkollektion seit jeher einzigartige Meisterwerke für Königshäuser, Adelige und kulturelle Sehenswürdigkeiten; dazu gehören Luster für die Metropolitan Opera in New York und die Wiener Staatsoper.

Oswald Haerdtls Bonbongläser

„Nach dem Krieg hatten die Menschen die Negativität satt; die Tatsache, dass diese Werke dekorativ, fröhlich und schön waren, fand großen Anklang.“

Gleichzeitig jedoch bleibt Lobmeyr eine zukunftsweisende Marke. Im Jahr 2024 kollaborierte das Unternehmen mit dem britischen Design- und Kunsthandwerksunternehmen ABASK, um gemeinsam mit dem Fotografen Douglas Friedman eine Glaskollektion in limitierter Auflage herauszubringen. Diese Kollektion, inspiriert von der Wildnis der texanischen Stadt Marfa, verbindet die traditionsreiche Wiener Glasmacherkunst mit zeitgenössischem Kunstempfinden. Für die Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2025 bereitet Lobmeyr retrospektive Ausstellungen vor und initiiert gleichzeitig neue Kooperationen mit kultigen Kreativen. Dazu gehört auch eine Partnerschaft mit der Künstlerin Laila Gohar, die auf der Pariser Designmesse MATTER and SHAPE zu sehen sein wird. „Wir müssen Luxus ständig neu überdenken“, meint Rath. „Einerseits konzentrieren wir uns auf Neuauflagen unserer zarten, kostbaren Designs, andererseits wollen wir innovative Arbeiten auf zeitgenössischen Plattformen wie der MATTER and SHAPE präsentieren.“

Design: Douglas Friedman, Paintings: Louise Rath
Drinking Set No. 267 - "Garden of Paradise"
Design: Tatiana de Nicolay, 2019
Fotografie
Lobmeyr / Mark Pock / Abask
Text
Nolan Giles
(Alle anzeigen)
Meine Liste
Read (0)
Watch (0)
Listen (0)
Keine Stories