Im Gespräch mit
Rebecca Donaldson
Das schottische Model und Unternehmerin hat mit einigen der größten Marken der Fashion- und Beautyindustrie zusammengearbeitet und war kürzlich das Gesicht der Frühjahrskampagne „Glowmania” von Dior Beauty. Aber nicht nur das, sie ziert auch das Cover der ersten Ausgabe von MAISON Ë. Grund genug, sich mit ihr zusammen zu setzen um mehr über ihren ungewöhnlichen Weg zum Modeln zu erfahren und darüber, wie sie mit einem Leben im Rampenlicht umgeht.
Im Gespräch mit Rebecca Donaldson
Rebecca Donaldson kommt zu unserem Interview im Londoner Stadtteil Soho mit zwei großen Stahlkoffern im Schlepptau. Am nächsten Tag, so erklärt sie, geht es nach „Paris mit Chanel”; nach einem Wochenende zu Hause fliegt sie dann nach Bahrain, bevor sie nach „Kyoto mit Dior” jettet. Danach wird sie kurz in Jeddah stoppen, um den Formel-1-Grand-Prix zu besuchen, bei dem ihr Freund, der Formel-1-Fahrer Carlos Sainz, antritt.
Das ist ein schwindelerregender, um nicht zu sagen unglaublich glamouröser Zeitplan — doch Donaldson ist an dem Tag, an dem wir sie treffen, entspannt, warmherzig und gesprächig. Wie sie betont, kommt ihre wahre Persönlichkeit in den sozialen Medien oft nicht so gut zur Geltung, wo sie Fotoshootings und Kampagnen postet, die sie „ein bisschen kalt” erscheinen lassen könnten. In Wirklichkeit, so sagt sie, ist sie viel „alberner”, als die Leute denken.
Maison Ë Zunächst einmal, wie hast du deinen Einstieg in die Modelbranche gefunden? Was war dein erster großer Durchbruch?
Rebecca Donaldson Ich habe angefangen, als ich 17 war. Ich nahm an einem lokalen Wettbewerb teil, als ich noch zur Schule ging. Es hat super viel Spaß gemacht. Wir haben wochenlang geübt, haben eine Show gemacht und am Ende habe ich sie gewonnen. Eines der Jurymitglieder war eine Visagistin, und nach der Show schlug sie vor, dass wir zusammen ein paar Fotoshootings machen könnten. Eine Agentur hat die Bilder gesehen und mich daraufhin unter Vertrag genommen.
M.Ë Waren deine Familie und Freunde überrascht oder warst du schon immer jemand, der sich für Mode interessierte und sich gerne fotografieren ließ?
R.D. Ich war immer ein fleißiges Kind. So war ich sehr sportbegeistert, hatte einen ausgeprägten Wettbewerbsgeist und war sehr kontaktfreudig. Wenn ich mir Fotos von mir und meinen Geschwistern ansehe, als wir jünger waren, steht meine Schwester da ganz ruhig und nett, und ich ziehe meist ein verrücktes Gesicht. Ich hatte immer diese Energie. Also waren sie wahrscheinlich nicht sehr überrascht.
M.Ë Verrate uns, wie es mit deiner Karriere weiterging.
R.D. Wenn Models in jungen Jahren Verträge unterschreiben, werden sie oft ins kalte Wasser geworfen – man schaue sich die Laufstege an. Die Mädchen, die dort laufen, sind super jung. Ich hatte einen anderen Weg. Ich entschied mich für die Universität — ich habe vier Jahre lang studiert und einen Abschluss in International Fashion Branding gemacht. Das Modeln war für mich eine Nebentätigkeit. Ich interessierte mich mehr für die modische Seite der Dinge. Ich habe als Stylistin gearbeitet, was bedeutete, dass ich das gesamte Konzept eines Shootings verstanden habe.
M.Ë Glaubst du, dass dir das in deiner weiteren Karriere helfen wird?
R.D. Ja, ganz sicher. Ich habe einen Abschluss, auf den ich zurückgreifen kann. Alle sagen immer, dass es für Models eine Haltbarkeitsdauer gibt. Wenn ich also meine Karriere als Model beende, kann ich immer noch in unterschiedlichen Bereichen der Branche arbeiten.
EMPFEHLUNGEN VON
REBECCA DONALDSON
M.Ë Die Menschen neigen dazu, die glamouröse Seite des Modellebens zu sehen, doch ich bin sicher, dass die Realität anders aussieht. Kannst du uns ein ehrlicheres Bild vermitteln?
R.D. Man reist viel, und so viel Glück ich auch habe, es ist sehr anstrengend. Man trifft viele Leute, aber man sieht sie vielleicht 24 Stunden lang und dann ist man schon wieder bei der nächsten Sache. Es kann also ziemlich einsam sein. Außerdem ist es mitunter mit langen Arbeitszeiten und viel Warten verbunden. Aber wenn man ein gutes Team hat, ist es eine tolle Arbeit.
M.Ë Was tust du, um deine Batterien aufzuladen?
R.D. Weil ich so viel reise, möchte ich einfach nur zu Hause in meinem Bett sein, mit meinen Freunden, meiner Familie und meinem Freund – nicht viel tun, einfach nur eine ruhige Zeit haben.
M.Ë Gibt es Dinge, die dir anfangs nicht so leicht von der Hand gegangen sind und an denen du arbeiten musstest?
R.D. Ablehnung akzeptieren. Du erfährst viele Ablehnung. Das bringt eine Menge Selbstzweifel mit sich und man fragt sich, warum man nicht gut genug war und warum man nicht ausgewählt wurde. Im Laufe der Jahre bin ich verständnisvoller geworden und habe akzeptiert, dass mein Äußeres vielleicht nicht für diesen Job geeignet ist, dafür vielleicht für einen anderen. Es gibt kein Gesicht und keine Schönheit, die für alles geeignet ist.
M.Ë Du hast solch wunderbar engagierte Follower:innen auf Instagram und TikTok, aber du nutzt diese Plattformen auf unterschiedliche Weise. Erzähl uns von deinem Ansatz.
R.D. Instagram ist eher eine Werbeplattform für die Arbeit und ist viel ästhetischer. TikTok ist anders, es ist authentischer. Für mich ist es seltsam, denn beim Modeln muss man sich sonst immer sehr gut in Szene setzen. Ich muss mich noch an TikTok gewöhnen. Die Leute sind von meiner Persönlichkeit überrascht, weil ich auf Instagram einfach ein bisschen kalt wirke. Ist doch so, oder? Dabei bin ich eigentlich ziemlich durchgeknallt.
M.Ë Lass uns zum Schluss noch einen Blick auf die Modeindustrie im Allgemeinen werfen. Worauf freust du dich am meisten, wenn du in die Zukunft blickst?
R.D. Ich sehe definitiv eine Verschiebung hin zu weniger Fast Fashion, und ich hoffe, dass der Trend dahin geht, dass die Leute in hochwertige Stücke und in eine gute Grundgarderobe investieren. Durch die sozialen Medien gibt es diesen Druck, dass man das gleiche Outfit nicht zweimal tragen kann. Fast-Fashion-Marken werden sich langsam ihrer Verantwortung bewusst und ich hoffe, dass auch die Verbraucher versuchen, bewusster zu leben.