Haltes Colorées
von Künstler Daniel Buren

Art and Design

Es ist oft schwer vorstellbar, wie ein Ort noch schöner gemacht werden kann – bis man Zeuge einer Transformation wird. Diese tiefgreifende Wirkung haben die Werke des französischen Künstlers Daniel Buren, vor allem jene an öffentlichen Orten. Wer den Bahnhof Liège-Guillemins gesehen hat mit seinen minimalistischen, geschwungenen weißen Linien, gestaltet von Santiago Calatrava, und mit Burens kaleidoskopartigem bunten Glasdach versehen, kann dies bestätigen. 

(Kunst)Mit dieser Art von transformativer Kraft im Hinterkopf hat das Luxushotelunternehmen Belmond – das stark an die Einbeziehung des Wertes von Kunst und Design in seine Standorte glaubt – in sechs temporäre Werke Burens investiert, die sechs seiner ikonischen Anwesen als Teil des MITICO-Projekts schmücken.

MITICO ist eine einzigartige Initiative der LVMH-eigenen Marke in Zusammenarbeit mit Galleria Continua, der renommierten internationalen Galerie für zeitgenössische Kunst mit Sitz in Paris. 2022 ins Leben gerufen, bietet sie Künstler:innen eine einzigartige Plattform, prestigeträchtige Immobilien der Belmond-Sammlung als Leinwände für exquisite temporäre Werke zum Vergnügen der Gäste zu nutzen. Anders als in den Vorjahren ist die Ausgabe 2024 eine Einzelleistung von Buren, der Werke in allen Belmond-Häusern geschaffen hat – La Residencia auf Mallorca, Villa San Michele und Castello di Casole in der Toskana, Mount Nelson in Kapstadt, Copacabana Palace in Rio de Janeiro und dem ikonischen Hotel Cipriani in Venedig.

HOTEL CIPRIANI IN VENEDIG

Burens künstlerische Philosophie war schon immer tief im „in situ“- Konzept verwurzelt – Arbeiten zu schaffen, die intrinsisch mit ihrer Umgebung verbunden sind. Diese Herangehensweise lässt sich auf seine frühen Einflüsse der 1960er Avantgardebewegung zurückführen, wo die Idee der ortsspezifischen Kunst an Bekanntheit zu gewinnen begann. Inspiriert von Künstlern wie Sol LeWitt und Lawrence Weiner, entwickelte Buren seinen einzigartigen Stil, der durch kräftige Streifen und von der bewussten Ablehnung traditioneller Atelierpraktiken geprägt ist. Seine Arbeiten – unter ihnen ein riesiges, zwanzig Meter langes Streifenbanner, das in der Rotunde des Guggenheim-Museums aufgehängt wurde sowie spektakuläre Buntglasfenster, die den weitläufigen architektonischen Segeln der Fondation Louis Vuitton in Paris hinzugefügt wurden – sind so gestaltet, dass sie die Wahrnehmung herausfordern und das Publikum direkt in ihren Alltagskontexten ansprechen, sodass ein immersives Erlebnis geschaffen wird.

„Als wir diese Orte besuchten, um Ideen zu sammeln, war das ein Gefühl, als würde man den Mond betreten.“, beschreibt Buren die Herausforderung, ein Konzept für eine Serie um Belmond-Standorte zu entwickeln – etwas, das er als „komplett unbekanntes Territorium“ beschreibt. „Nach und nach, während wir uns ein stimmiges Thema für diese renommierten Hotels an außergewöhnlichen Standorten ausmalten, nahmen die Dinge Gestalt an. Letztendlich ist es die Essenz des Ortes selbst, die entscheidet, was sich dort entfalten wird.“

„Als wir diese Orte besuchten, um Ideen zu sammeln,
war das ein Gefühl, als würde man den Mond betreten.“

DANIEL BUREN AM MOUNT NELSON IN SÜDAFRIKA

Unter dem “in situ”-Konzept destilliert Buren seine kreativen Ideen, um Lösungen zu finden, die wahrhaftig die des Ortes sind – Arbeiten, die sich harmonisch mit der Landschaft und der Architektur der gewählten Standorte überschneiden. Die Serie, „Haltes Colorées“ benannt, zeichnet sich durch auffällige Farben aus, die subtil in die Installationen integriert wurden. Am Mount Nelson in Südafrika beispielsweise schuf Buren eine Installation rund um einen historischen Brunnen und setzte dabei seine charakteristischen Streifen und Spiegel ein, um ein hypnotisches Wechselspiel aus Licht und Reflexion zu erzeugen. Im Copacabana Palace am Strand von Rio de Janeiro verwandelten faszinierende farbige Vinylelemente die Fassade und verliehen dem Gebäude eine lebendige neue Energie. In der Villa San Michele in Florenz konzentriert sich Burens Arbeit auf das Dachfenster der Bar, während die Gäste im La Residencia auf Mallorca unter einer durchsichtigen Pergola speisen, die farbenfrohe Muster wirft. Im Castello di Casole in der Toskana wird die Landschaft zum Schaufenster, eingerahmt von drei schwarz-weißen Portalen – Formen eines Kreises, eines Quadrats und eines Dreiecks.

Während manche Quellen Burens Werk aufgrund seiner äußerst fotogenen Natur als „Instagrammable” bezeichnen, muss man es doch „in situ“ sehen, um es wirklich wertschätzen zu können. Die durchdachten, ortsspezifischen Arbeiten von MITICO – von denen einige bis November 2024 geöffnet bleiben – beweisen, dass Burens Kunst über bloße Dekoration hinausgeht, indem sie tiefgreifend mit jedem Ort interagiert, um Gästen ein einzigartiges und transformierendes Erlebnis zu bieten. Durch die Einbeziehung von Kunst, Natur und Architektur inspirieren Burens Installationen Betrachter:innen dazu, diese ikonischen Anwesen in einem neuen Licht zu sehen.

CASTELLO DI CASOLE, TOSKANA
Text
Nolan Giles
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