Aldo Sohm
Der bescheidene Tausendsassa
Der gebürtige Tiroler Aldo Sohm ist vor 25 Jahren in die große weite Weinwelt gezogen, um diese als Sommelier, Buchautor und Botschafter nachhaltig zu prägen. Trotz all dieser Superlativen ist es aber vor allem die tiefgründige Leichtigkeit – man könnte auch sagen: die leichtfüßige Ernsthaftigkeit – die diesen Gastgeber alter Schule so faszinierend macht.
Die Meilensteine im Lebenslauf des Aldo Sohm lesen sich wie aus dem „Guinness-Buch der Rekorde“: „Best Sommelier Austria“ in den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2006. 2007 die Auszeichnung zum „Best Sommelier America“ sowie die Ernennung zum Wine Director im Drei-Sterne-Restaurant Le Bernadin in New York. 2008 wurde er zum „Best Sommelier in the World“ ernannt. Den Erstjahrgang als Winemaker mit Gerhard Kracher unter Sohm & Kracherdebütierte er 2009 und seit 2014 führt er die Aldo Sohm Wine Bar in New York. 2019 wurde er mit dem M. Chapoutier Preis für „Best Sommelier of Les Grandes Tables du Monde“ prämiert, 2021 mit dem Wine Spectator’s Grand Award für die beste „Weinkarte“. Er ist außerdem Buchautor („Einfach Wein“) und TV Moderator („Eine österreichische Weinreise“). Aber all das greift viel zu kurz, um das Wesen Sohms, der zu den besten Sommeliers und einflussreichsten Weinpersönlichkeiten der Welt zählt, zu erfassen.
Seine Mission ist es, seine Gäste glücklich zu machen; die Werkzeuge dafür sind vor allem Empathie, Zuhören, Leidenschaft, Weinwissen und die Fähigkeit, wie er selbst sagt, „immer einen Schritt voraus zu sein“. In der heutigen Zeit ist gerade dieses vermeintliche Selbstverständnis des Sommelierberufs bei weitem nicht immer gegeben. In New York hat er gelernt, alle Menschen gleich zu behandeln und dabei selbst Mensch zu bleiben – eine wesentliche Herangehensweise, die dazu beiträgt, dass man sich als Gast bei ihm immer gut aufgehoben fühlt, egal, ob man nun ein Weinfreak oder nur ein einfacher Genussmensch ist, egal, ob man einen wertvollen Burgunder um viele Tausend Euro oder einen schlichten Muskateller bestellt. Gästen den bestmöglichen Besuch zu garantieren, ist sein Credo. Der passionierte Radfahrer ist auch nach 25 Jahren noch offen für Neues, probiert alles aus und ist frei von voreilig getroffenen Urteilen. Eine seiner wichtigsten Regeln lautet daher: „Beim Wein gibt es keine Regeln.“ Was schmeckt, ist subjektiv. Er vertraut seiner Neugier und seinem Geschmack mehr als vermeintlichen Trends – die kommen und gehen.
Mit seinem 2019 erschienenen Buch „Einfach Wein“ will Aldo vor allem Neulingen Lust auf Wein machen. Warum es noch ein Buch über Wein gebraucht hat? „Viele Bücher sind von Fachleuten für Fachleute geschrieben. Ich sehe, dass Kund:innen oft vom Wein und der Weinkarte eingeschüchtert sind. Ich stehe auf der anderen Seite und arbeite mit diesen ‚Opfern‘. Buchstäblich. Ich frage mich: Wie kann ich den Leuten helfen? Ich habe ja auch so angefangen. Mein erster Alkohol war ein Bacardi-Cola. Unvorstellbar heute“, sagt der Sommelier. „Es ist ja keine Schande, etwas nicht zu wissen. Es ist nur eine Schande, über etwas zu reden, worüber man nichts weiß. Wein soll Spaß machen – und nicht zur Wissenschaft werden.“ Es ist nicht zuletzt diese Bescheidenheit, völlig frei von Eitelkeit, die Aldo Sohm zu einem ganz Großen seiner Zunft gemacht hat.
„Beim Wein gibt es keine Regeln.
Was schmeckt, ist subjektiv.“